In diesem Beitrag möchte ich ein Konzept vorstellen, dass sich das Überlappungsprinzip nennt. Dieses Prinzip ist sehr wichtig, weil wir oftmals der Meinung sind, dass die Umstände perfekt sein müssen, bevor wir ein bestimmtes Verhalten ausüben. Häufig versuchen wir Gewohnheiten zu bilden, die nur unter optimalen Randbedingungen funktionieren. Damit wir die Gewohnheit allerdings langfristig beibehalten, dürfen die Voraussetzungen jedoch nicht so starr sein.
Die Natur als Vorbild nehmen
Wir können den menschlichen Körper als Beispiel nehmen. Der Körper versucht stets den Blutdruck innerhalb bestimmter Grenzen zu halten. Der Blutdruck sollte weder zu hoch noch zu niedrig sein. Um das zu erreichen, stehen dem Körper verschiedene Mechanismen zur Verfügung.
Zum Beispiel kann das Herz schneller oder langsamer schlagen. Wenn es schneller schlägt, dann steigt das Herzminutenvolumen (HMV). Das ist die Blutmenge, die das Herz in einer Minute pumpt. Dadurch steigt der Blutdruck. Wenn das Herz langsamer schlägt, dann sinkt er.
Die Venen können sich ausdehnen oder verengen. Wenn ihre Gefäßweite kleiner ist, dann geht der Blutdruck hoch und wenn die Gefäßweite größer wird, dann sinkt der Blutdruck.
Die Nieren können den Blutdruck ebenfalls beeinflussen. Indem sie mehr Urin produzieren, können sie dem Blut Wasser entziehen. Dadurch verringert sich die Blutmenge und der Füllungszustand der Gefäße sinkt. Dies führt zu einem niedrigeren Blutdruck. Die Nieren können aber auch das Wasser im Blut belassen, sodass der Blutdruck hoch bleibt.
Das sind drei Methoden, die der Körper nutzen kann um den Blutdruck im optimalen Bereich zu halten. Falls eine Methode nicht richtig funktioniert, dann hat er immer noch die anderen beiden Methoden.
Anwendung des Prinzips auf Gewohnheiten
Unsere Gewohnheiten sollten ebenso aufgebaut sein. Es sollten mehrere, sich überlappende, Möglichkeiten existieren um ein bestimmtes Verhalten auszuführen. Wenn Du mehrer Strategien hast um Dich dazu zu bringen ein Verhalten auszuüben, dann ist die Wahrscheinlichkeit deutlich größer, dass sich die Gewohnheit festigt. Diese Idee möchte ich im folgenden anhand eines praktischen Beispiels erläutern.
Angenommen, Du möchtest eine neue Fremdsprache lernen. Dazu nimmst Du Dir vor, jeden Tag eine Stunde lang zu üben. Eine Strategie könnte sein, sich jeden Abend mit jemandem zu treffen, der diese Fremdsprache beherrscht. Das könnte ein Lehrer oder ein Muttersprachler sein, mit dem Du Dich in dieser Sprache unterhältst. Was machst Du allerdings wenn Du den Termin absagen musst, weil Dir etwas dazwischen gekommen ist?
Alternativ könntest Du beispielsweise online gehen und Dich dort mit anderen Menschen in dieser Fremdsprache unterhalten. Was machst Du wenn gerade niemand online ist, der diese Sprache beherrscht?
In diesem Fall könntest Du Dir einen Film in der Fremdsprache anschauen. Eine andere Möglichkeit wäre mittels Karteikarten Vokabeln zu lernen.
Je mehr Optionen Du zur Verfügung hast, desto robuster ist Deine Gewohnheit, jeden Abend eine Stunde lang die Fremdsprache zu lernen. Falls Dir nur eine Option zur Verfügung steht, dann ist Deine Gewohnheit fragil. Wenn diese Option ausfällt, dann hast Du eine Ausrede, um die gewünschte Verhaltensweise nicht auszuführen.
Das Überlappungsprinzip in der Praxis
Schreibe mindestens drei Optionen auf, um eine Deiner Gewohnheiten ausführen zu können. Mache Dir das Überlappungsprinzip zunutze um Deine Gewohnheit robuster zu machen. Wenn Du eine Verhaltensweise nur dann ausübst, wenn die Umstände perfekt sind, dann wirst Du dies vermutlich nicht lange durchhalten.
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