In diesem Beitrag möchte ich näher darauf eingehen, wie wichtig es ist, dass wir uns auf eine Sache fokussieren. Es gibt verschiedenste Theorien darüber, wie viele Gewohnheiten wir gleichzeitig erlernen können. Einige Wissenschaftler sind der Meinung, dass es möglich sei zwei bis drei winzige Gewohnheiten gleichzeitig zu bilden. Mit dieser Methode trainierst Du auch Deine Fähigkeit überhaupt neue Gewohnheiten zu kultivieren. Es hat allerdings Vorteile, wenn Du zu jedem Zeitpunkt immer nur an einer einzigen Gewohnheit arbeitest. Priorisiere Deine Gewohnheiten um einen Zielkonflikt zu vermeiden.
Multitasking ist ein Irrglaube
Zum einen kann sich unser Gehirn zu einem Zeitpunkt nur auf eine Sache konzentrieren. Multitasking ist ein Irrglaube. Wenn wir versuchen mehrere Dinge gleichzeitig zu tun, schaltet unser Gehirn lediglich zwischen diesen Tätigkeiten hin und her. Das ist nicht optimal und auf gar keinen Fall eine Produktivitätssteigerung, wie viele vermuten.
Du kannst das mit folgendem Experiment leicht selber überprüfen.
- Schreibe die Zahlen 1 bis 10, die römischen Zahlen I bis X und die Buchstaben A bis J in drei Spalten nebeneinander auf
- Im ersten Experiment gehst Du zeilenweise vor. D.h. Du schreibst in eine Zeile zuerst die Zahl, dann die römische Zahl und dann den Buchstaben. Danach fährst Du mit der zweiten Zeile darunter fort, bis Du alle 10 Zeilen geschrieben hast.
- Stoppe die Zeit mit Deinem Smartphone oder einer Stoppuhr
- Am Ende sieht es dann folgendermaßen aus:
1 I A 2 II B 3 III C usw.
- Im zweiten Experiment wiederholst Du die Übung. Allerdings gehst Du jetzt spaltenweise vor.
- Du schreibst zunächst die Zahlen 1 bis 10 untereinander. Dann schreibst Du rechts daneben die römischen Zahlen I bis X. Zuletzt schreibst Du rechts daneben die Buchstaben A bis J. Das Ergebnis ist identisch zum ersten Experiment.
- Wiederum stoppst Du die Zeit, die Du dafür brauchst.
Im ersten Experiment hast Du drei Aufgaben gleichzeitig bearbeitet (Multitasking). Im zweiten Experiment hast Du Dich auf eine Aufgabe fokussiert und alle drei Aufgaben sequentiell bearbeitet. Welcher Ansatz hat weniger Zeit in Anspruch genommen?
Relevanz für die Gewohnheitsbildung
Welche Relevanz hat diese Erkenntnis für unsere Gewohnheitsbildung? Eine Gewohnheit ist, wenn ein bestimmtes Verhalten automatisch ausgeführt wird, ohne dass wir darüber nachdenken müssen. Wenn wir über ein Verhalten bewusst nachdenken müssen, dann bedeutet das, dass es noch nicht zur Gewohnheit geworden ist. Insofern ist es immer notwendig, dass wir uns bei der Bildung neuer Gewohnheiten auf die Ausführung einer Verhaltensweise konzentrieren müssen.
Falls wir an mehreren Gewohnheiten gleichzeitig arbeiten, kann es jedoch vorkommen, dass ein Konflikt entsteht. Das passiert immer dann, wenn die eine Verhaltensweise eine andere unmöglich werden lässt.
Der Zielkonflikt
Ich möchte dies gerne anhand eines Beispiels verdeutlichen. Angenommen, Du arbeitest gleichzeitig an zwei Gewohnheiten. Die erste ist jede Nacht acht Stunden zu schlafen. Die zweite Gewohnheit ist jeden Tag um 6:00 Uhr morgens aufzustehen.
Es kann allerdings vorkommen, dass Du bis 23:00 Uhr noch nicht ins Bett gegangen bist. Dann stellt sich die Frage, welche der beiden Gewohnheiten Du bevorzugst. Eine Option ist, dass Du 8 Stunden schläfst. In diesem Fall würdest Du allerdings erst um 7:00 Uhr morgens aufstehen. Die andere Option ist, lediglich 7 Stunden zu schlafen aber dafür um 6:00 morgens aufzustehen. Wofür entscheidest Du Dich?
In der Wissenschaft wird dieses Dilemma “Zielkonflikt” genannt. Beide Ziele stehen in unmittelbarer Konkurrenz zueinander. In dieser Situation musst Du Dich zwangsläufig für eines entscheiden. Es ist unmöglich beide Ziele zu erreichen.
In diesem Fall ist es von Vorteil Deine Gewohnheiten zu priorisieren. Du solltest Dir im Klaren darüber sein, welche Gewohnheit Du den anderen vorziehst.
Implementations-Intentionen
Der zweite Grund, weshalb es vorteilhaft ist uns auf eine einzige Gewohnheit zu konzentrieren, sind “Implementations-Intentionen”. In einem früheren Beitrag habe ich darüber geschrieben, was “Implementations-Intentionen” sind und weshalb sie wichtig für die Gewohnheitsbildung sind.
Zur Erinnerung, eine “Implementations-Intention” ist ein Plan, “Wie”, “Wann” und “Wo” Du eine bestimmte Verhaltensweise ausüben möchtest.
Angenommen, Du möchtest eine neue Sport-Routine etablieren. In diesem Fall könnte Deine Implementations-Intention sein “Ich gehe am Montag um 17:00 Uhr in mein Fitnessstudio und trainiere gemäß meines Trainingsplans”. Damit hast Du genau definiert “Wie”, “Wann” und “Wo” Du Deine Verhaltensweise ausüben möchtest.
Weiterführende Studien haben herausgefunden, dass Implementations-Intentionen am wirkungsvollsten sind, wenn wir uns auf eine einzige Gewohnheit fokussieren. Wenn Du Dir Implementations-Intentionen für fünf verschiedene Gewohnheiten definierst, dann wird das weniger effektiv sein als wenn Du Dich auf eine beschränkst. Dafür gibt es zwei Erklärungen.
Zum einen erhöht sich die “wahrgenommene Schwierigkeit” der Herausforderung, wenn Du versuchst mehrere Gewohnheiten gleichzeitig zu bilden. Dass kann dazu führen, dass Du Dich überfordert fühlst und früher aufgibst.
Eine andere Begründung ist, dass wann immer Du Zeit für eine Gewohnheit investierst, wirst Du zwangsläufig weniger Zeit für Deine anderen Gewohnheiten haben. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Du alle Tagesziele erreichen kannst. Dass kann ebenfalls zum Motivationsverlust führen.
Priorisiere Deine Gewohnheiten
Um den Zielkonflikt zu vermeiden, ist es hilfreich, die Gewohnheiten die Du bilden möchtest, zu priorisieren. Dies kannst Du mit Hilfe des folgenden Anleitung direkt praktizieren.
Schreibe im ersten Schritt die Gewohnheiten auf, an denen Du arbeiten möchtest. Idealerweise schreibst Du jeweils eine Gewohnheit auf einen kleinen Zettel oder Post-It.
Im zweiten Schritt sortierst Du diese nach Priorität. Den Zettel mit der wichtigsten Gewohnheit legst Du nach ganz oben. Darunter platzierst Du den Zettel mit der zweitwichtigsten Gewohnheit usw. Das führst Du solange fort, bis Du alle Gewohnheiten, nach Wichtigkeit sortiert, abgelegt hast. Nun kannst Du die Zettel in der gleichen Reihenfolge auf ein weißes Blatt kleben und dort aufhängen, wo Du es häufig siehst.
Der Sinn dieser Übung ist, dass Du Dich im Falle eines Zielkonflikts leicht für eine Gewohnheit entscheiden kannst. Die Gewohnheit, die ganz oben auf der Liste steht, hat Vorrang gegenüber allen anderen. Darauf fokussierst Du Dich so lange, bis sie automatisch abläuft. Bei den weniger wichtigen Gewohnheiten, kannst Du bei einem Zielkonflikt, Kompromisse eingehen. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Du alle anderen Gewohnheiten generell vernachlässigen solltest.
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