In den vorangegangenen Beiträgen haben wir uns einige der versteckten Kräfte angesehen, die unsere Gewohnheiten beeinflussen. Diese Kräfte sind unsere Umgebung, genetischen Voraussetzungen und unsere Mentalität bzw. unser Selbstbild. Darüberhinaus gibt es allerdings noch eine vierte, sehr einflussreiche, versteckte Kraft. Diese beeinflusst unser Verhalten ebenfalls maßgeblich. Die Kraft der unmittelbaren Ergebnisse kann uns dabei helfen langfristige Strategien beizubehalten.
Die menschliche Evolutionsgeschichte
Warum ist es so wichtig für uns, unmittelbar die Ergebnisse unserer Handlungen zu sehen? Um diese Frage zu beantworten schauen wir in die menschliche Evolutionsgeschichte. Das menschliche Gehirn hatte vor 300.000 Jahren bereits in etwa die Größe von heutigen menschlichen Gehirnen. Die Form veränderte sich aber weiter und erreichte vor ca 100.000 Jahren den derzeitigen Stand. Ein Baby, dass vor 100.000 Jahren geboren worden ist, unterscheidet sich nicht deutlich von einem heutigen Baby. Die Gehirne unterscheiden sich nicht wesentlich in ihrer Leistungsfähigkeit.
300.000 Jahre oder auch 100.000 Jahre ist eine sehr lange Zeitspanne. Trotzdem hat sich bis zur Agrarrevolution von ca. 10.000 Jahren kaum etwas verändert. Die deutlichsten Veränderungen fanden seit der industriellen Revolution vor ca. 200 Jahren statt. Danach kam die Technologische Revolution vor ca. 60 Jahren und die Digitale Revolution vor ca. 25 Jahren. Diese Zeitspannen sind unglaublich kurz im Vergleich zu dem Zeitraum in dem sich unser Gehirn entwickelt hat.
Alt trifft auf Neu
Das bedeutet, dass wir in einer modernen Welt leben obwohl unser Gehirn noch altertümlich ist. Dadurch verhält sich unser Gehirn oftmals noch so als ob wir in der afrikanischen Savanne oder in der Wildnis leben würden. Jedoch unterscheiden sich die heutigen Lebensumstände deutlich von den damaligen.
Das hat einige direkte Auswirkungen auf uns. Der Mensch ist so konzipiert, dass er unmittelbare Ergebnisse aus der Umgebung erwartet. Dazu möchte ich gerne ein Gedankenexperiment mit Dir machen.
Stell Dir vor Du lebtest vor 300.000 Jahren. Wenn Du Dich in der afrikanischen Savanne befindest und ein Sturm aufzieht, dann suchst Du Dir möglichst schnell einen Unterschlupf. Falls Dich ein Löwe jagt, dann läufst Du davon. Wenn Du Hunger hast, dann sammelst oder jagst Du nach Nahrung. Insofern gab es meistens sofortigen Handlungsbedarf. Daher drehte sich das Leben damals hauptsächlich darum, möglichst schnell eine Lösung für ein Problem zu finden.
Die Kraft der unmittelbaren Ergebnisse
Heutzutage leben wir in einer Umgebung, in der wir Ergebnisse verzögert erhalten. Unmittelbare Rückmeldungen sind seltener geworden. Oftmals befassen wir uns mit Dingen, bei denen die Auswirkungen erst später sichtbar sind. Egal wie produktiv wir heute waren, das Gehalt wird erst am Monatsende gezahlt. Wir sparen für den Ruhestand, aber bekommen erst in 40 Jahren Rente. Wir beginnen ein Studium, sodass wir in 5 Jahren einen guten Arbeitsplatz bekommen. Bei vielen Situation im modernen Leben gibt es einen zeitlichen Versatz zwischen der eigentlichen Handlung und dem Ergebnis.
Das ist etwas ganz anderes als etwas zu jagen und danach direkt zu verzehren oder innerhalb von Minuten einen Unterschlupf vor einem Sturm zu suchen. Insofern leben wir mit einem Gehirn, dass auf unmittelbare Ergebnisse programmiert ist, aber verzögerte Rückmeldungen von der Umgebung bekommt.
Die Folgen der Diskrepanz
Das führt zu einer Menge Unsicherheit und Stress, da wir viele Herausforderungen nicht mehr unmittelbar lösen können. Tiere in der freien Wildbahn scheinen im Gegensatz zum Menschen keinem chronischen Stress ausgesetzt zu sein. Sie empfinden akuten Stress wenn sie beispielsweise einem Raubtier gegenüber stehen oder eine andere Gefahr wittern. Sobald die Gefahrensituation allerdings vorbei ist, dann beruhigen sie sich wieder ohne dadurch ein chronisches Stresssyndrom zu erleiden. Beim modernen Menschen, der in einer Umgebung mit verzögerten Rückmeldungen lebt, kann wiederholter Stress bei einigen krankhaft werden.
Typische Stressfaktoren sind
- Geldsorgen
- Beziehungen zu anderen Menschen
- Stress am Arbeitsplatz
- Gesundheitliche Probleme
- Tägliche Ärgernisse
Wie sehr Du von diesen Faktoren gestresst wirst, hängt wiederum maßgeblich von folgenden Faktoren ab
- Die Anzahl der Stresssituationen, denen Du ausgesetzt bist
- Wie bedrohlich eine Stresssituation eingeschätzt wird
- Deine Zuversicht in Deine Fähigkeit die Stresssituation zu bewältigen
- Wie effektiv Deine Strategie ist die Stresssituation zu bewältigen
Fortschritt sichtbar machen
Was können wir daraus lernen? In einer Umgebung mit unmittelbarer Rückmeldung bekommen wir sehr schnell “Entwarnung” wenn eine Stressauslösende Situation vorbei ist. Wenn wir Hunger hatten und etwas gegessen haben, dann bekommen wir ein Sättigungsgefühl. Falls ein Unwetter aufzieht und wir umgehend einen Unterschlupf finden, dann müssen wir uns keine Sorgen mehr machen. Wenn wir ein gefährliches Tier sehen und uns auf einem Baum in Sicherheit bringen, dann ist die unmittelbare Gefahr erstmal gebannt.
Heutzutage ist die Situation eine andere. Wenn wir für das Alter sparen, dann können wir nicht genau wissen ob das Gesparte überhaupt ausreichen wird. Wenn wir mit dem Studium beginnen, dann wissen wir nicht ob wir es überhaupt schaffen werden und wie der Arbeitsmarkt aussehen wird, nachdem wir das Studium beendet haben.
Um diese Sorgen und Ängste zu adressieren ist es daher vorteilhaft schneller Rückmeldungen zu bekommen. Das hilft uns dabei Verhaltensweisen und Gewohnheiten beizubehalten, die sich langfristig auszahlen werden. In den nächsten Beiträgen werden wir uns genauer anschauen welche Möglichkeiten es gibt, um unseren Fortschritt zu messen und Ergebnisse zeitnah sichtbar zu machen. Dadurch bekommen wir ein Werkzeug gegen Unsicherheiten, Ungewissheiten und Unkenntnis an die Hand. Dieses ermöglicht uns Klarheit darüber zu erlangen wo wir stehen und wie wir uns weiter verbessern können.
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