Im letzten Beitrag haben wir uns die Verbindung zwischen unserer Mentalität und unserem Verhalten angesehen. In diesem Beitrag möchte ich ein weiteres Konzept vorstellen. Dieses stellt einen der wichtigsten Einflussfaktoren dar, um hilfreiche Gewohnheiten zu etablieren. Dadurch verbessern wir unsere Chancen unsere Ziele tatsächlich zu verwirklichen. Das Konzept wird als “Identitätsbasierte Gewohnheiten” bezeichnet.
Identitätsbasierte Gewohnheiten
Um das Konzept zu verdeutlichen, möchte ich zunächst ein Beispiel geben. Wenn wir über die Erreichung von Zielen sprechen, dann geht es meistens um lediglich zwei Aspekte:
- Die Ergebnisse, die wir erreichen möchten
- Den Aktionsplan, der die Tätigkeiten beinhaltet um diese Ziele zu erreichen
Wir können uns Verhaltensänderung wie eine Zwiebel vorstellen. Die äußere Schale repräsentiert das Ergebnis oder das Resultat, dass wir erreichen wollen. Beispielsweise könnte ein Ziel sein im nächsten halben Jahr 10Kg abzunehmen.
Die nächste Schale weiter innen repräsentiert die Tätigkeiten, die notwendig sind um ein Ergebnis hervor zu bringen. Beispielsweise täglich 20 Liegestütze zu machen oder vier mal in der Woche Sport zu treiben.
Es gibt allerdings noch eine weiter innen liegende Schale, die oftmals übersehen wird. Diese ist unsere Identität. Das heißt das Selbstbild, dass wir von uns selber haben. Anders gesagt, so wie wir uns selber sehen.
Ein neuartiger Ansatz
Die meisten Menschen gehen bei der Zielerreichung von außen nach innen vor. Das ist der bisherige Ansatz.
Eine andere Herangehensweise kann allerdings vorteilhafter sein. Hierbei arbeiten wir von innen nach außen. Das bedeutet, dass wir zuerst definieren welche Art von Mensch wir werden möchten. Dazu können wir uns beispielsweise fragen, wer wir werden müssten um unser Ziel zu erreichen. Wenn wir diese Identität angenommen haben, wird sich das in unserem Verhalten widerspiegeln. Dadurch erhöht sich unsere Chance, dass sich die gewünschten Resultate als Nebenprodukt unserer verbesserten Handlungen einstellen.
Statt Dich zu fragen wie Du 10Kg innerhalb eines halben Jahres abnehmen kannst, könntest Du Dir zunächst eine andere Frage stellen. Frage Dich stattdessen welche Art von Person imstande wäre dies zu bewerkstelligen. Das könnte zum Beispiel eine Person sein, die keine Trainingseinheiten auslässt. Wenn das Deine Zielidentität ist, dann ist das wichtigste, keine Trainingseinheiten zu verpassen. Es ist im ersten Schritt nebensächlich wie intensiv das Training ist. Außerdem ist es weniger wichtig welches Ergebnis Du im Training erzielst oder wieviel Gewicht Du verlierst. Sobald Du die Zielidentität angenommen hast, dann kannst Du anfangen mehr auf diese Aspekte zu fokussieren. Dann ist die richtige Zeit gekommen um Dein Verhalten dementsprechend zu optimieren.
Ein Anwendungsbeispiel dieses Prinzips
Dieses Prinzip lässt sich auf die unterschiedlichsten Ziele anwenden. Angenommen Du möchtest einen Bestseller schreiben. Dann kannst Du Dich fragen welche Art von Person in der Lage ist einen Bestseller zu schreiben. Das könnte zum Beispiel jemand sein, der jeden Tag etwas schreibt.
Insofern könntest Du Dich am Anfang darauf fokussieren zu einem Schriftsteller zu werden. Es reicht aus wenn Du zu Beginn lediglich jeden Tag für 5 Minuten schreibst. Danach kannst Du das Verhalten weiter ausbauen und vielleicht jeden Tag 15 Minuten lang schreiben. Das Wichtige ist, zuerst die Zielidentität an zu nehmen und darauf zu vertrauen, dass sich die notwendigen Verhaltensweisen und Resultate daraus ergeben.
Die Idee, dass die Identität der Kern einer Verhaltensänderung ist, passt sehr gut mit der “Veränderung der Mentalität” zusammen. um die es im letzten Beitrag ging. Wenn Du in der Lage bist Deine Mentalität, und damit Deine Identität, zu verändern, dann bekommst Du die Möglichkeit bisher ungenutzte Ressourcen zu nutzen.
Es eröffnen sich neue Möglichkeiten
In dem Beispiel des Schriftstellers könnte das bedeuten, dass uns plötzlich eine Anzahl von 5 Minuten Zeitfenstern bewusst werden. Diese können genutzt werden um weiter an dem Buch zu schreiben. Wenn wir allerdings das Ziel von außen nach innen angehen, dann nehmen wir diese Zeitfenster vermutlich nicht war. Im Vergleich zu dem Ziel einen Bestseller zu schreiben erscheinen Sie uns nicht relevant zu sein. Dadurch entstehen weniger Gelegenheiten zum Schreiben. Daraus resultiert, dass die große Diskrepanz zwischen der Person die man ist, und der Zielidentität, bestehen bleibt.
Das ist genau der Grund weshalb identitätsbasierte Gewohnheiten so mächtig sind. Wenn Dein Verhalten Deiner Zielidentität entspricht, dann ist keine Verhaltensänderung mehr notwendig. Du bist dann bereits zu der Person geworden, die Dein Ziel erreichen kann. Von diesem Zustand aus kannst Du Deine Gewohnheiten weiter optimieren, um Deine Chancen zu erhöhen, Dein Ziel eines Tages zu erreichen.
Durch diese Vorgehensweise wirst Du nicht gezwungen Dich in Situationen zu begeben, die noch nicht mit Deinem Selbstbild übereinstimmen. Dadurch vermeidest Du das Risiko Dich zu überfordern.
Umsetzung in die Praxis
Um das gelernt in die Praxis umzusetzen hilft Dir folgende Übung,. Du kannst sie einfach Schritt für Schritt durchgehen.
- Schreibe die Ziele auf, die Du erreichen möchtest
- Beantworte für jedes Ziel die folgende Frage: Welche Art von Person wäre imstande dieses Ziel zu erreichen?
- Schreibe auf, wie sich eine solche Person verhalten würde um dieses Ziel zu erreichen
- Picke Dir eine Verhaltensweise heraus, von der Du Dir vorstellen kannst, dass sie Dir Spass machen könnte und Du in der Lage bist sie regelmäßig (idealerweise täglich) auszuüben. Beispiel: Täglich an einem Buch schreiben.
- Schrumpfe diese Verhaltensweise so weit bis sie leicht auszuführen ist (Siehe das Buch “Tiny Habits” und die Beiträge zu dem Thema). Beispiel: Täglich 5 Minuten schreiben.
- Finde einen Platz in Deinem Alltag, der Dich daran erinnert, diese Verhaltensweise auszuführen. Beispiel: Nachdem ich mein Frühstücksgeschirr in die Spülmaschine geräumt habe, schreibe ich 5 Minuten
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