Einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Verhaltensgenetik ist Robert Plomin. Seiner Ansicht nach spielt der Einfluss der Gene eine entscheidende Rolle bei den Verhaltensweisen und Entscheidungen, die wir tagtäglich treffen. Daraus könnte man schlussfolgern, dass unsere Möglichkeiten durch unsere Gene beschränkt sind. Da wir diese nach unserer Geburt nicht mehr ändern können ist das eine wenig vielversprechende Nachricht.
Der Einfluss der Gene
In gewisser Weise macht das allerdings durchaus Sinn. Unsere Körpergröße wird zu ca 80% durch unsere Gene bestimmt. Die wurden von unseren Eltern an uns weitergegeben. Wenn unsere Eltern groß gewachsen sind, dann werden wir mit hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls recht groß werden. Wenn unsere Eltern eher klein gewachsen sind, dann werden wir vermutlich ebenfalls eher klein bleiben. Niemand ist sonderlich verwundert über diesen Zusammenhang.
Jedoch sind physikalische Eigenschaften lediglich eine von vielen Auswirkungen der geerbten Gene. Intelligenz, Gedächtnisfunktion und kognitive Fähigkeiten hängen ebenfalls von den Genen ab. Der berühmte Intelligenz-Quotient (IQ) ist zu 60 bis 80% durch die genetischen Einflüsse unserer Eltern bestimmt. Das bedeutet, dass unsere Gene eine maßgebliche Rolle dabei spielen ob wir eine Aufgabe bewältigen oder etwas bestimmtes erreichen können. Auf des Thema “Gewohnheiten” bezogen, könnte das zum Beispiel darüber entscheiden, ob wir eine bestimmte Gewohnheit bilden können oder nicht.
Das wirft ein paar interessante Fragen auf. Was können wir unter diesen Vorraussetzungen überhaupt tun? Gibt es vielleicht einige Verhaltensweisen, die wir uns niemals aneignen können? Wenn unsere unveränderbaren Gene unsere Verhaltensweisen beeinflussen, wie können wir trotz unserer Limitierungen das Beste aus der Situation machen?
Genetisch bedingte Unterschiede
Hierzu möchte ich gerne ein Beispiel aus dem sportlichen Bereich anführen. Genauer gesagt kommt es aus dem Umfeld der Olympischen Spiele.
Michael Phelps war einer der besten Athleten und Schwimmer seiner Generation. Phelps ist 1.93m groß. Seine Körperform ist perfekt für einen Schwimmer geeignet. Unter anderem ist sein Oberkörper im Vergleich zu seiner Körpergröße sehr lang.
Hicham El Guerrouj ist der beste Meilenläufer in der Welt. Er hält den Rekord für Meilenläufe und 1500m Läufe. Er ist lediglich 1.76m groß und somit 17cm kleiner als Michael Phelps. Beide haben jedoch eine fast identischen Beinlänge. Für einen Läufer ist es vorteilhaft, wenn der größte Teil der Körperlänge auf die Beine entfällt. Für einen Schwimmer ist es besser wenn der größte Teil der Körperlänge auf den Oberkörper entfällt.
Die genetischen Stärken ausspielen
Beide hatten keinen Einfluss darauf wie lang ihre Beine sind oder wie lang ihr Oberkörper ist. Beides hängt maßgeblich von den genetischen Veranlagungen ab. Jedoch ist ihr Körper jeweils ideal für die Disziplin geeignet, in der sie erfolgreich sind. Es wäre sehr unwahrscheinlich, dass sich Phelps für die Olympischen Spiele im Meilenlauf oder 1500m Lauf qualifizieren würde. Genauso würde es Hicham El Guerrouj sehr schwer haben sich für die 100m Freistil- oder 200m Rücken Disziplin zu qualifizieren. Wenn beide jedoch in den Umgebungen antreten, für die ihre Körper prädestiniert sind, dann werden sie zu den besten der Welt.
Das ist die Antwort darauf, wie wir mit den genetischen Gegebenheiten, die uns bei der Geburt mitgegeben wurden, umgehen können. Jeder von uns hat individuelle Charakteristiken, Stärken, Schwächen und Talente. Es wird gemeinhin empfohlen seine Stärken so weit wie möglich auszunutzen. Dieses Wissen existiert bereits seit der Antike.
Die Kunst des Krieges
Der chinesische General, Militärstratege und Philosoph Sunzi (Sun-Tzu) schrieb das Buch “Die Kunst des Krieges”. Er war ein großer Verfechter der Idee, lediglich Schlachten zu führen, die gewonnen werden können. Weiterhin sollte ausschließlich in Umgebungen gekämpft werden, die vorteilhaft für die eigene Partei sind.
Diese Konzepte, können wir auch auf das Thema dieses Beitrags übertragen. Unser individuelle Mix an Fähigkeiten, Talenten und Eigenschaften resultiert in einigen Vorteilen, aber auch Nachteilen. Genauso wie Sunzi müssen wir keine Schlachten führen, die unvorteilhaft für uns sind. Das Ziel sollte sein, lediglich die Kämpfe zu führen, bei denen wir im Vorteil sind. Wie können wir das in der Praxis umsetzen?
Umsetzung in die Praxis
In dem folgenden Arbeitsblatt kannst Du die Gewohnheit eintragen, die Du Dir aneignen möchtest. Überlege Dir dann, welche Hindernisse Dir dabei im Weg stehen. Schreibe so viele Dinge wie möglich auf, die Dich davon abhalten die gewünschte Verhaltensweise auszuüben.
Lade Dir das Arbeitsblatt „Hindernisse“ herunter
Keine Registrierung notwendig. Kostenfrei.
Angenommen, Du möchtest Dir angewöhnen jeden Tag an einem Buch zu schreiben. Dann könntest Du alle Ablenkungen und Unterbrechungen aufschreiben, mit denen Du konfrontiert bist. Du könntest die Dinge aufschreiben, die Dich davon abhalten neue Ideen für Dein Buch zu sammeln. Vielleicht gibt es auch technische Probleme mit denen Du zu kämpfen hast. Schreibe einfach alles auf was Dir in den Sinn kommt.
Im nächsten Schritt überlegst Du Dir welche von den Hindernissen spezifisch für Dich und Deine genetischen Eigenschaften sind. Alle anderen Dinge kannst Du versuchen zu optimieren indem Du Veränderungen in Deinem Umfeld und Lebensraum vornimmst. Darüber hast Du eine gewisse Kontrolle. Die Hindernisse, die spezifisch für Dich sind, müssen anders eingegangen werden. Es macht nämlich wenig Sinn gegen etwas anzukämpfen, dass Du nicht ändern kannst. Welche Möglichkeiten es hierfür gibt, sehen wir uns im nächsten Beitrag an.
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen