Wir haben uns eine Gewohnheit ausgesucht, an der wir arbeiten wollen. Wir haben die Gewohnheit klein gemacht, sodass wir selbst an unseren schlechtesten Tagen in der Lage sind die Kette nicht abreissen zu lassen. Es wurde ein genauer Plan aufgestellt, zu welcher Zeit und an welchem Ort wir welche Handlung ausführen wollen. Wir haben insbesondere den Anfang dieser Handlung so einfach wie möglich gestaltet. Zusätzlich haben wir noch eine obere Grenze gesetzt, um zu verhindern, dass wir uns übernehmen. Kurzum, wir haben alles richtig gemacht. Trotzdem fällt es uns immer noch schwer kontinuierlich an der neuen Gewohnheit zu arbeiten. Es bleibt die Frage offen, wie wir motiviert bleiben.
Zurück zum Ursprung
Wie im ersten Beitrag über die Tiny Habits Methode beschrieben, gibt es drei Aspekte die zur Bildung neuer Gewohnheiten maßgeblich sind:
- Motivation/Leidensdruck/Energie: Wie motiviert bist Du generell um im jetzigen Moment tätig zu werden?
- Anstrengung/Herausforderung: Wie schwer wird es Dir fallen die Handlung überhaupt auszuführen? Als wie groß wird der notwendige Aufwand wahrgenommen?
- Anlass/Auslöser: Gibt es überhaupt einen Anlass tätig zu werden?
Wie wir motiviert bleiben
In diesem Beitrag geht es um den ersten Aspekt. Aus welchem Grund sind wir motiviert? Warum wollen wir überhaupt bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen? Was können wir tun, um tatsächlich interessiert und motiviert zu sein, an den Gewohnheiten zu arbeiten, die für uns wichtig sind?
Häufig sagen wir, dass ein bestimmtes Verhalten für uns wichtig ist, wie zum Beispiel gesund zu essen. Wenn wir allerdings vor die Wahl gestellt werden, dann sieht das Stückchen Kuchen doch verlockender aus. Daher stellt sich die Frage, wie wir unser Verhalten in Einklang mit der angestrebten Verhaltensweise bringen?
Motivation beim Sport
Bevor wir zur Antwort springen, werfen wir vorher noch einen Blick auf eine kurze Geschichte. Stelle Dir vor dass Du Tennis spielst. Du könntest gegen jemanden antreten, der großartig spielt, wie z.B. Roger Federer oder Serena Williams. Auf der einen Seite wäre es natürlich spektakulär gegen einen hochkarätigen Tennisspieler spielen zu können. Auf der anderen Seite wäre das Match so einseitig, dass es Dir recht schnell keinen Spaß mehr machen würde und Du frustriert wärst, weil Du keinen Punkt machst.
Ein anderes Extrem wäre, wenn Du gegen einen 4-Jährigen spielen würdest. Dieses Match würde ebenfalls sehr schnell langweilig werden, weil Du jeden Punkt gewinnst.
Die dritte Möglichkeit ist, wenn Du gegen jemanden spielst, der in etwas auf Deinem Niveau ist. Du gewinnst mal einen Punkt und dann mal wieder der Gegner. Jeder gewinnt in etwa die Hälfte aller Punkte und die Matches gehen sehr knapp aus. Du hast eine gute Chance zu gewinnen. Allerdings nur wenn Du wirklich Dein bestes gibst. Du bist konzentriert, ignorierst Ablenkungen und bist voll und ganz bei der Sache.
Richtige Herausforderungen finden
Wissenschaftler haben herausgefunden, die diese Art von Herausforderungen unglaublich motivierend wirken. Unser Gehirn liebt Herausforderungen. Allerdings nur wenn sich deren Schwierigkeit innerhalb bestimmter Grenzen befindet. Der Grund ist, dass wir ein Stück aus unserer Komfortzone heraus gelockt werden, aber es trotzdem möglich ist erfolgreich zu sein. In diesen Situationen erreicht unsere Motivation einen Höchststand.
Der Werkzeugkasten
Wie lässt sich diese Erkenntnis sinnvoll einsetzen? Wie können wir heraus finden ob wir uns gerade an der Grenze unserer Fähigkeiten bewegen? Wissenschaftler haben drei Möglchkeiten herausgefunden:
- 50/50 Wahrscheinlichkeit: In dem Beispiel mit dem Tennismatch war das die dritte Möglichkeit. Jeder Spieler gewinnt in etwas die Hälfte aller Punkte. Wir wissen, dass wir erfolgreich sein können wenn wir uns nur gut genug anstrengen.
- 20-25% Steigerung: Diese Idee stammt aus der Finanzbranche. Wenn Du 40 Tausend Euro im Jahr verdienst, dann bist Du enorm motiviert, wenn Du die Möglichkeit hast 50 Tausend Euro im Jahr zu verdienen. Diese Gehaltserhöhung ist deutlich aber auf der anderen Seite nicht utopisch. Wenn Du allerdings schon 100 Tausend Euro im Jahr verdienst, dann wird Dich erst die Aussicht auf eine Gehaltserhöhung von 20-25K Tausend Euro im Jahr sehr stark motivieren.
- Die 80% Regel: Diese Regel besagt, dass Du langfristig am meisten motiviert bleibst, wenn Du circa 80% Anstrengung leistest. Es überfordert Dich nicht aber es ist auch nicht zu einfach.
Jede dieser drei Möglichkeiten ist ein Werkzeug, dass Dich näher in die Region Deiner maximalen Motivation bringen kann. Es ist zum Beispiel nicht so, dass Du bei 79% Anstrengung noch nicht motiviert bist aber plötzlich bei 80%. Dieses Konzept ist nicht schwarz oder weiß zu betrachten. Es ist ein Spektrum in dem Du entweder mehr oder weniger in diesem besonders motivierten Zustand bist. Trotzdem sind die drei Methoden unterschiedliche Sichtweisen, die uns dabei helfen können neue Verhaltensweisen zu verankern. Außerdem schafft es Klarheit darüber, welche Verhaltensweisen entweder zu schwer oder zu einfach sind um sie über einen langen Zeitraum auszuüben.
Rückmeldung ist essenziell
Es gibt einen weiteren Aspekt, der wichtig ist um zu verstehen wie Du motiviert bleiben kannst um Deine Ziele zu erreichen. Hierbei geht es um den perfekten Mix aus harter Arbeit und Zufriedenheit.
An etwas zu arbeiten, dass an der Grenze Deiner Möglichkeiten liegt ist nicht nur motivierend sondern auch eine Quelle Deiner Zufriedenheit. Dazu sagt der Psychologe Gilbert Brim: “Eine der wichtigsten Quellen menschlicher Zufriedenheit ist, an einer Aufgabe zu arbeiten, die einen passenden Schwierigkeitsgrad aufweist. Weder zu schwer, noch zu leicht”.
Diese Mischung aus Zufriedenheit und eigener Höchstleistung wird auch als “Flow” Zustand bezeichnet. Athleten und Schauspieler sprechen häufig davon, dass sich sich wie in einem “Rauschzustand” befinden. Flow ist also ein Geisteszustand bei dem wir unsere Umgebung komplett vergessen. Es reicht allerdings nicht aus einfach an Herausforderungen mit dem richtigen Schwierigkeitsgrad zu arbeiten. Es ist außerdem essentiell den Fortschritt zu bewerten. Der Psychologe Jonathan Haidt erklärt, dass es einen weiteren Schlüssel gibt um in den Flow-Zustand zu gelangen. Es ist essentiell “bei jedem Schritt sofortige Rückmeldung über die eigene Leistung zu bekommen”.
Sofortige Rückmeldung zu bekommen kann unglaublich motivierend sein. Stelle Dir einen Komiker wie Mario Barth auf der Bühne vor. Wenn er einen Witz erzählt, dann kann er direkt an dem Verhalten der Zuschauer erkennen ob der Witz funktioniert hat. Mit einem einzigen Kracher könnte er genug Antrieb bekommen um seine Ängste zu überwinden und ihn dazu inspirieren in den nächsten Wochen umso mehr zu arbeiten.
Messe Deinen Erfolg
In anderen Bereichen unseres Lebens gibt es andere Methoden um den Erfolg zu messen. Trotzdem ist es nicht weniger wichtig die richtige Mischung zu finden um die Motivation und Zufriedenheit zu steigern. Beim Tennis zum Beispiel bekommen wir direkte Rückmeldung darüber ob wir einen Punkt gemacht oder verloren haben. Egal wie der Erfolg gemessen wird, das menschliche Gehirn möchte den Fortschritt in irgendeiner Form visualisiert bekommen um motiviert zu bleiben.
Leseliste:
- Das Buch Ambition, von Gilbert Brim.
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