Im heutigen Beitrag möchte ich eine inspirierende Geschichte erzählen. Sie beleuchtet einen Aspekt, den wir uns im letzten Beitrag bereits angesehen haben. Bei der Bildung einer neuen Gewohnheit sollte der Anfang so leicht wie möglich gestaltet werden. Erst wenn die Routine sitzt, ist es ratsam die Intensität nach oben zu schrauben. Die folgende Geschichte zeigt Dir, aus einem anderen Blickwinkel, wie Du eine Gewohnheit beibehältst
Es war einmal eine Fluggesellschaft
Die Geschichte handelt von der amerikanischen Fluggesellschaft “Southwest Airlines”. Während der 70er Jahre expandierte Southwest Airlines sehr stark. Während andere Fluggesellschaften konkurs anmelden mussten, verzeichnete Southwest Airlines Jahr für Jahr Gewinne. In den Jahren 1995 und 1996 hatten sie von ungefähr 100 Städten Angebote bekommen. Die Städte wollten ebenfalls von Southwest Airlines angeflogen werden. Aus kommerzieller Sicht war das eine sehr grosse Chance um weiter zu expandieren. Jede andere Airline hätte diese Angebote vermutlich mit Kusshand angenommen und versucht ihren Kundenkreis so weit wie möglich auszudehnen.
Southwest hat das allerdings etwas anders gesehen. Sie haben sich alle Angebote genau angesehen. Danach entschieden sie sich lediglich Flugverbindungen zu vier neuen Städten im nächsten Jahr anzubieten. Einer der Gründe für die Entscheidung war, dass sie nicht zu schnell expandieren wollten. Sie sind bereits in den vorangegangenen 25 Jahren rasant gewachsen. Daher wussten sie aus Erfahrung, dass sie vier neue Zielflughäfen pro Jahr zusätzlich anfliegen können ohne Abstriche bei der Qualität und beim Service machen zu müssen. Daher haben sie ungefähr 95% aller Angebote ausgeschlagen.
Im Kontext der Gewohnheitsbildung
Im Bezug auf Gewohnheiten und Verhaltensänderungen ist das ein interessantes Beispiel. Häufig setzen wir uns hohe Ziele, die wir erreichen wollen und wir sind darauf aus, das bestmögliche Ergebnis erreichen. Wir packen unsere Tage so voll wie es nur geht, damit möglichst schnell Resultate sichtbar werden.
Bei der Zieldefinition gehen wir davon aus, dass wir ein bestimmtes Minimum auf jeden Fall erreichen. Zum Beispiel könntest Du Dir sagen, dass Du in 3 Jahren mindestens 100 tausend Euro im Jahr verdienen möchtest. Oder dass Du in 6 Monaten mindestens 10Kg abnehmen möchtest. Oder pro Tag mindestens 20 Liegestütze machen möchtest. Wenn Du allerdings die Möglichkeit hast Dein Ziel zu übertreffen, dann wirst Du wohl kaum “Nein” sagen und die Chance beim Schopfe greifen.
Untere Grenze vs. obere Grenze
In Hinblick auf Gewohnheiten und Routinen gibt es allerdings einen besseren Weg. Es ist hilfreicher eine obere Grenze zu setzen.
Angenommen jemand möchte während der nächsten 6 Wochen eine Routine aufbauen um regelmäßig Sport zu treiben. Allerdings möchte er sich nicht übernehmen und jede freie Minute mit Training zu verbringen. Stattdessen nimmt er sich zwar vor jeden Tag ins Fitnessstudio zu gehen, dort aber nur 5 Minuten zu bleiben. Nach 4 oder 5 Wochen wird er sich wahrscheinlich denken “Wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich auch länger bleiben”.
Im ersten Schritt wird die Routine mittels dieses Ansatzes gefestigt. Die Intensität wird allerdings erst im zweiten Schritt erhöht. Das ist das genaue Gegenteil von dem was die meisten Menschen tun, wenn sie sich eine neue Gewohnheit aneignen wollen. Der Schlüssel ist lieber etwas weniger zu machen aber dafür regelmäßig und kontinuierlich. Die Tatsache, dass überhaupt eine Routine aufgebaut wird, ist bereits ein großer Schritt einer Verhaltensänderung. Dieser Aspekt fällt häufig unter den Tisch. Ein Prozess muss erst in Gang gesetzt werden werden bevor er optimiert werden kann.
Wie Du eine Gewohnheit beibehältst
Wir haben in diesem Beitrag also zwei Werkzeuge kennengelernt, die Dir dabei helfen können eine Gewohnheit zu etablieren und beizubehalten.
Eine Idee ist im Zweifelsfall eher eine obere Grenze zu setzen als eine untere. Zum Beispiel könntest Du Dir zwar das Ziel setzen, dass Du nicht weniger als 3 Kg in den nächsten 3 Monaten abnehmen möchtest. Allerdings auch nicht mehr als 5 Kg. Dadurch verhinderst Du, dass Du Dich übernimmst und irgendwann aufgibst.
Die zweite Idee ist, dass Du Dich am Anfang ausschließlich darauf konzentrierst Deine Routine auszuführen. Das erlaubt Dir auch an Tagen, an denen Du Dich nicht so gut fühlst, Dein Tagesziel zu erreichen. Ansonsten würdest Du es vielleicht nur an Tagen erreichen, an denen Du voller Energie und Tatendrang bist. Dadurch entstehen allerdings keine dauerhaften Verhaltensänderungen. Mittels dieser Idee baust Du ein starkes Fundament auf und erzeugst ein Moment, dass Dir dabei hilft weiter zu machen. Wie bereits Newton gesagt hat, ein Körper der bereits in Bewegung ist, tendiert dazu in Bewegung zu bleiben.
Ein Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmig geradlinigen Bewegung, sofern er nicht durch einwirkende Kräfte zur Änderung seines Zustands gezwungen wird.“
Das erste Newtonsche Gesetz von Isaac Newton
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