Bei vielen von uns ist in den letzten Wochen der Tagesablauf gehörig auf den Kopf gestellt worden. Sportvereine und Fitnessstudios haben geschlossen. Es findet kein Unterricht mehr statt. Wer kann arbeitet von zuhause. Die Supermarkt Regale sind leer geräubert und man zieht von Supermarkt zu Supermarkt um die fehlenden Lebensmittel zu kaufen. Wir verbringen mehr Zeit zu hause und bewegen uns dadurch tendenziell weniger. Es ist wie eine Schneekugel, die kurz auf den Kopf gedreht worden ist. Es dauert eine Zeit bis sich alles wieder setzt und wir einen neuen Tagesrhythmus gefunden haben. Das ist eine hervorragende Chance um die neuen Routine aktiv zu gestalten. Um von den vielen Möglichkeiten nicht überfordert zu werden bietet es sich an sich zunächst auf das Wesentliche zu konzentrieren.Der ex-Navy SEAL Mark Divine erzählt uns was den Elite Soldaten beigebracht wird um im Chaos des Krieges die Übersicht zu behalten: Vereinfache das Kriegsgebiet.
Doch zunächst springen wir kurz ca 2400 Jahre in die Vergangenheit…
Das höchste Gut
Aristoteles vertritt in dem Buch “The Nicomachean Ethics” die Ansicht, dass ALLES was wir tun vor dem Hintergrund geschieht unser Glücksgefühl zu steigern. Unser Glücksgefühl ist das summum bonum, das höchste Gut. Autor und Lehrer Tal Ben-Shahar nennt es die “ultimative Währung”. Aristoteles nannte es Eudaimonia.
Welche Möglichkeiten gibt es um uns glücklicher und zufriedener zu fühlen?
Selbstverwirklichung
Professor Jonathan Barnes schreibt, dass “Eudaimonia” eine Verbindung aus Glücksgefühl und Erfolg ist. Es geht nicht einfach nur darum glücklich zu sein, sondern auch darum sein Potential zu verwirklichen. Wie? Indem wir in jedem Augenblick die bestmögliche Version von uns verkörpern. Indem wir tugendhaft leben. Das griechische Wort dafür ist “Arete”.
Eudaimon bedeutet “Guter Geist” (Eu=Gut, Daimon=Geist). Die Stoiker nannten es “der/die Andere”. Es ist so als ob Dich jemand rund um die Uhr begleiten würde und alle Deine Taten protokolliert. Diese Person gibt es tatsächlich. Es ist Dein innerer”Daimon”. Das Ziel ist eine möglichst gute Beziehung zu Deinem Daimon aufzubauen. Wie? Indem Du Dich tugendhaft und so verhältst wie es die beste Version von Dir tun würde.
Tatsächlich hat die Wissenschaft experimentell bewiesen, dass Menschen, die ihre Charakterstärken bzw Tugenden häufiger einsetzen, zufriedener und glücklicher sind. Es gibt einige universelle Charakterstärken wie Liebe, Tapferkeit, Klugheit und Selbstbeherrschung. Deine Individuellen Charakterstärken kannst Du kostenfrei auf dieser Seite mittels eines Fragebogens heraus finden. Derzeit ist die Seite allerdings nur auf Englisch verfügbar.
Besonders effektiv ist es wenn Du Deine Charakterstärken jeden Tag auf eine neue Art und Weise einsetzt.
Lächeln
Ein weiterer, einfacher Weg um sein Glücksgefühl zu steigern ist zu lächeln oder zu lachen. Es ist ein weit verbreiteter Irrglaube, dass das Verhalten immer von den Gefühlen abhängt. Es ist keine Einbahnstraße. Das Prinzip funktioniert in beide Richtungen. Das Gefühl ist maßgeblich von unserem Verhalten abhängig.
In einem Experiment wurde herausgefunden, dass Menschen glücklicher waren nachdem sie ein Lächeln gestellt haben als eine Kontrollgruppe, die nicht gelächelt hat.
Es gibt viele Möglichkeiten um zu lächeln. Du kannst Dich morgens im Spiegel anlächeln. Du kannst fremde Menschen auf der Straße anlächeln. Besuche einen Lach-Yoga Kurs. Schaue Dir Videos auf Youtube an, die Dich zum lachen bringen. uSuche Dir etwas, was für Dich passt.
Dankbarkeit
Robert Emmons ist einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet der Dankbarkeit. Er sagt, dass Dankbarkeit einer der besten Herangehensweisen für ein glückliches Leben ist. In guten Zeiten verstärkt sie das Glücksgefühl. In schlechten Zeiten relativiert sie die vorübergehenden Schwierigkeiten.
Meister der Dankbarkeit sind bei jeder Herausforderung dankbar dafür, dass sie überhaupt am Leben sind und vor diese Herausforderung gestellt werden können.
Emmons führte eine Studie durch, indem Menschen einmal pro Woche fünf Dinge aufschreiben sollten, für die sie Dankbar waren. Dies sollten sie an zehn aufeinanderfolgenden Wochen tun. Dass Ergebnis war, dass diese Personen im Schnitt 25% glücklicher waren als eine Kontrollgruppe.
Meine persönliche Erfahrung ist, dass sich außerdem meine Einschlafzeit deutlich reduziert wenn ich im Bett gedanklich einige Dinge aufzähle für die ich dankbar bin. Idealerweise variieren diese Dinge, sodass ich nicht einfach ein Programm abspule sondern wirklich dankbar bin.
Gerade in der aktuellen Zeit, in der nicht immer alles zu jeder Zeit verfügbar ist, fällt mir das Dankbar sein umso leichter.
Die Vorzüge des Lebens als gegeben anzusehen ist eine der schlimmsten nicht-böswilligen Ursachen für menschliche Sünden, Tragödien und Leiden.
Abraham Maslow
Ernährung
90% des “Glückshormons Serotonins wird im Magen-Darm-Trakt produziert. Serotonin gibt uns das Gefühl der Gelassenheit, inneren Ruhe und Zufriedenheit. Dabei dämpft es eine ganze Reihe unterschiedlicher Gefühlszustände, insbesondere Angstgefühle, Aggressivität, Kummer und das Hungergefühl.
In einer großen Studie, die im British Journal of Psychiatry veröffentlicht worden ist, wurde eine interessante Entdeckung gemacht. Personen, die stark verarbeitete Speisen, wie zum Beispiel kurzkettige Kohlenhydrate, Süßigkeiten und verarbeitetes Fleisch gegessen haben, hatten ein 60% höheres Risiko an Depression zu leiden. Eine andere Gruppe, die sich mittels Vollwertkost ernährte, hatte ein 20% verringertes Risiko im Vergleich zu einer Kontrollgruppe.
Insofern hat das, was wir essen einen enormen Einfluss auf unser Glücksgefühl.
Blick in die Zukunft
Im nächsten Artikel werde ich noch weitere Einflussfaktoren auf unser Glücksgefühl beleuchten.
Doch vorher zurück zu Dir. Wie hat sich Dein Alltag verändert? Welcher der Einflussfaktoren in diesem Artikel hat Dich besonders angesprochen? Welcher hat Dich am wenigsten angesprochen?
Was kannst Du tun um Dein “Kriegsgebiet” zu vereinfachen? An welchem Einflussfaktor möchtest Du arbeiten? Ist heute ein guter Tag um den ersten Schritt zu tun?
Ich freue mich wenn Du mir Deine Gedanken dazu entweder im Kommentarfeld unten oder über das Kontaktformular mitteilst.
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