Jeder von uns bekommt jeden Tag aufs neue 24 Stunden geschenkt. Diese können wir mehr oder weniger Sinnvoll einsetzen. Den Ausdruck “Carpe Diem” des römischen Dichters Horaz, was wörtlich übersetzt “Pflücke den Tag” bedeutet, können wir als Inspirationsquelle nutzen. Heute ist der Tag. Nicht morgen. Nicht nächste Woche. Heute. Um was zu tun? Um unserer Wunschidentität, der Blaupause unseres zukünftigen Lebens, ein kleines Stückchen näher zu kommen.
Rekapitulation des letzten Beitrags
Im letzten Beitrag ging es darum, Dir dabei zu helfen Dir Deiner Identität, die Du in den Bereichen Energie, Arbeit und Liebe verkörpern möchtest, bewusst zu werden.Diese sind so enorm wichtig, weil sie nicht nur ein Resultat Deiner bisherigen Handlungen sind, sondern auch zukünftige Handlungen maßgeblich beeinflussen. Dadurch ist Deine Identität ein mächtiges Werkzeug um nachhaltige Veränderungen zu bewirken.
Wie kannst Du Dich diese Werkzeugs bedienen? Ein Weg ist Dir Deine Identität immer wieder vor Augen zu führen. Am besten als Teil Deiner Morgenroutine. Ich nenne diese Vorbereitung auf den Tag “Carpe Diem”.
Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.
Mark Twain
Die Morgenroutine
Im wesentlichen geht es in der Morgenroutine um zwei Dinge. Zum einen die “Maschine” erstmal zum laufen zu bringen. Dafür ist Bewegung, am besten an der frischen Luft, sehr gut geeignet. Zum anderen geht es darum die Weichen für einen gelungenen Tag zu stellen. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass Du zwangsläufig einen tollen Tag haben wirst aber die guten Tage werden allmählich besser und die schlechten ebenfalls. Je mehr hilfreiche Routinen Du in Deinem Leben etabliert hast, desto stabiler ist der Unterbau. Ich stelle mir das wie ein Gerüst vor, dass Stück für Stück höher gebaut wird.
Ein Gerüst um den freien Fall zu bremsen
Wenn Du über kein Gerüst verfügst und vom Leben aus der Bahn geworfen wirst, dann fällst Du bis runter auf den Boden. Wenn Du allerdings durch tägliche Übung bereits ein Gerüst aufgebaut hast, dann fällst Du im besten Fall lediglich auf die oberste Ebene. Eventuell durchschlägst Du aber auch ein paar Böden und landest auf einer Zwischenebene. Im schlimmsten Fall durchschlägst Du vielleicht sogar alle Böden und landest auf dem Boden. Dieser Fall tritt allerdings weit weniger oft auf.
Einer dieser Böden ist das angesprochene Carpe Diem Tagebuch. Darin trägst Du Deine Identitäten für die drei Bereiche ein, die Du an diesem Tag verkörpern möchtest. Das können die selben wie am vorherigen Tag sein oder auch völlig andere. Meiner Erfahrung nach bleiben die Identitäten weitestgehend konstant, unterliegen aber einem gewissen Evolutionsprozess.
Deine Freiheit liegt zwischen Reiz und Reaktion
Dadurch, dass Du Dich jeden Tag aufs neue daran erinnerst wie Du sein möchtest, verfestigt sich dieses Bild mehr und mehr in Deinem Kopf. In jeder Situation hast Du die Möglichkeit zwischen Reiz und Reaktion zu treten und das Verhalten auszuwählen, dass Deiner gewählten Identität entspricht. Das Konzept ist einfach aber die Umsetzung umso schwieriger und braucht daher sehr viel Übung. Am besten übst Du so oft es geht in alltäglichen Situationen.Du hast bei der Zubereitung Deines Frühstücks auf Deinen Pullovers gekleckertr? Kein Problem. Vielleicht wäre es sowieso an der Zeit gewesen den Pullover in die Wäsche zu geben und einen neuen anzuziehen (Das ist mir tatsächlich neulich passiert).
Der Navy Seal Weg
Um zwischen Reiz und Reaktion treten zu können gibt es verschiedenste Ansätze. Der Navy Seal Ansatz von Jocko Willing ist zu allem was passiert erstmal “Gut” zu sagen. Das klingt vielleicht im ersten Augenblick etwas befremdlich falls eine Situation im ersten Augenblick “negativ” erscheint. In der Tat kennt man zu diesem Zeitpunkt die langfristigen Auswirkungen nicht. Das ist sehr schön in der Chinesischen Parabel “Der Bauer und sein Sohn” dargestellt. Darin geht es darum, dass einem chinesischen Bauern mehrere Ereignisse widerfahren, die seine Nachbarn als “positiv” oder “negativ” bewerten. Der Bauer bleibt neutral und sagt immer nur “Wer weiss?!”. Tatsächlich entpuppen sich diese Ereignisse langfristig als das genaue Gegenteil von dem wie die Nachbarn die Situation bewertet haben.
Lerne die Realität zu lieben
“Loving What Is” (Englisch Deutsch) von Byron Katie ist eines meiner Lieblingsbücher. Darin schreibt sie zu diesem Thema “Der einzige Zeitpunkt an dem wir leiden ist wenn wir einem Gedanken glauben schenken, der sich der Realität widersetzt. Wenn wir einen klaren Geist haben, dann entspricht die Realität dem was wir wollen.”
Meine Formel für die Grösse am Menschen ist amor fati: dass man Nichts anders haben will, vorwärts nicht, rückwärts nicht, in alle Ewigkeit nicht. Das Nothwendige nicht bloß ertragen, noch weniger verhehlen – aller Idealismus ist Verlogenheit vor dem Nothwendigen –, sondern es lieben.
Friedrich Nietzsche
Eine andere Methode kommt aus der Meditationslehre. In dem Buch “The Relaxation Revolution” (Englisch) gibt Autor Herbert Benson den Ratschlag immer dann wenn während der Meditation die Gedanken abschweifen innerlich “ach ja” zu sagen und wieder zu dem zurück zu kehren was in diesem Augenblick am wichtigsten ist. Das tolle an diesem Werkzeug ist, dass es sich auf ALLE Situationen anwenden lässt. Nicht nur auf die Meditation.
Praktische Anwendung des Carpe Diem Tagebuchs
Zurück zum oben angesprochenen Carpe Diem. Dazu brauchst Du nicht viel:
- Ein Blatt Papier und einen Stift
- Ein paar Minuten Zeit für Dich an einem möglichst ruhigen Ort an dem Du ungestört nachdenken kannst. (Einer meiner Lieblingsartikel).
Oben links schreibst Du auf das Blatt das Wort “ENERGIE”. Darunter schreibst Du “Identität:” und dahinter die Identität, die Du verkörpern möchtest in der Form “Ich bin ….”. Beispielsweise könntest Du schreiben “Ich bin ein weltklasse Sportler”. Hier nochmal der Hinweis, die Identität ist nicht das was Du bereits bist oder was Du nächste Woche sein wirst. Sieh es er als Deinen Nordstern an. Du bewegst Dich darauf zu, weißt aber nicht ob Du ihn jemals erreichen kannst. Carol Dweck, Ph.D. schreibt in ihrem Buch “Mindset” (Englisch Deutsch): “Glauben Leute mit dieser Denkweise, dass jeder alles sein kann? Dass jeder mit genug Motivation und Bildung zum nächsten Einstein oder Beethoven werden kann? Nein, aber sie glauben, dass das wahre Potential einer Person unbekannt (und nicht erkennbar) ist. Es ist unmöglich vorauszusagen was jemand mit jahrelangem Eifer, harter Arbeit und Training imstande ist zu erreichen.”
Die Tugenden und Werte Deiner Wunschidentität
In die nächste Zeile schreibst Du “Werte:”. Überlege Dir ein bis sechs Werte, welche die Identität, die Du Dir als Vorbild ausgesucht hast, besitzt. Im Bereich Energie könnte einer der Werte zum Beispiel “Disziplin” sein. Ein weltklasse Sportler ist sicherlich diszipliniert. Falls Du Inspirationen brauchst findest Du eine List von Werten auf der verlinkten Webseite.
Genauso verfährst Du mit den beiden anderen Kategorien “ARBEIT” und “LIEBE”. Gleiche Werte können in mehreren Kategorien auftauchen. Die Werte “hoffnungsvoll” und “Disziplin” benutze ich zum Beispiel häufig und gerne. Für Dich können auch ganz andere Werte im Vordergrund stehen. Was auch immer es ist. Schreib es jeden Morgen in Dein Carpe Diem Tagebuch.
Soviel für diese Woche. Gehe spielerisch an das Carpe Diem Tagebuch heran. Halte während des Tages ausschau nach Momenten in denen Du die Wahl zwischen verschiedenen Verhaltensweisen hast. Versuche Dich in diesen Situationen so zu verhalten, wie es Deine Wunschidentität tun würde und beobachte welche Veränderungen Du wahrnimmst. Nächste Woche kommt ein weiterer Baustein hinzu. Bis dahin wünsche ich Dir viel Erfolg mit Deinem Experiment sofern Du inspiriert bist es auszuprobieren.
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