Das Leben steckt voller Hindernisse und Hürden. Fast jeder träumt vermutlich davon, irgendwann an einen Punkt zu gelangen an dem es weder körperliche noch seelische Schmerzen und weder Ungewissheit noch Anstrengung gibt. Phil Stutz und Barry Michels schreiben dazu in ihrem fantastischen Buch “The Tools” (Englisch Deutsch), dass dies leider eine Illusion ist. Der Glaube an diese Illusion ist vielleicht sogar eines der größten Hindernisse in unserem Leben. Insofern ist es hilfreich Hindernisse aktiv zu suchen um daran zu wachsen, statt vergeblich zu versuchen sie zu vermeiden. Eine hervorragende Möglichkeit dies zu praktizieren sind Hindernisläufe. Man zahlt sogar dafür, dass einem möglichst fiese Hindernisse in den Weg gestellt werden. Warum sollte man sich das freiwillig antun? Du wirst es verstehen sobald Du im Ziel bist.
Das ist Sparta!
Letztes Wochenende habe ich mein erstes Spartan Race absolviert. Hierbei handelt es sich um ein Rennen in der Natur mit mehreren Hindernissen.Es gibt vier Distanzen. Das kürzeste Rennen nennt sich “Sprint” und erstreckt sich über mindestens 5Km. Auf dem Weg befinden sich mindestens 20 Hindernisse. In meinem Fall waren es 7.4Km und 22 Hindernisse. Die anderen Rennen nennen sich “Super” (Mindestens 13Km, 25 Hindernisse), “Beast” (21+Km, 30+ Hindernisse) und “Ultra Beast” (Mindestens 50Km, 60 Hindernisse).
Wenn ein Hindernis nicht bewältigt wird, wird eine Strafe von 30 Burpees fällig. Ein Burpee ist eine Abfolge aus Hocke, Liegestütze und Strecksprung. Bei 22 Hindernissen besteht das Risiko im schlimmsten Fall 660 Burpees zu machen. Dieses Risiko ist allerdings eher theoretisch. Ich habe lediglich 4 Hindernisse nicht geschafft. Die 30 Burpees müssen auch nicht in einem Rutsch erledigt werden. Ich habe mir die 30 Burpees in 3 x 10 aufgeteilt. Im Team gibt es sogar die Möglichkeit, dass jemand anderes für einen die Burpees macht. In einem Team aus 30 Leuten reicht es aus wenn jeder einen einzigen Burpee absolviert.
Erste Lektion: Im Team ist es deutlich einfacher.
Eine Schlammschlacht sondergleichen
Die Strecke ist jedoch weder eben noch flach. Es gibt keine befestigten Wege und teilweise geht es sehr steil bergauf und bergab. Das ganze gepaart mit schlammigen und rutschigen Untergrund lässt die Strecken zwischen den Hindernissen ebenfalls zum Hindernis werden. Bei dem Rennen in Los Angeles, an dem ich teilgenommen habe, hatte es am Vortag geregnet. Der Boden war teilweise so matschig, dass es mir mehr als einmal fast die Schuhe ausgezogen hätte. Vor dem A-Frame stand ich so lange im Schlamm, um zu warten bis die Leute vor mir das Netz hochgeklettert sind, dass ich kaum meine eingesunkenen Schuhe vom Boden lösen konnte.
Bei den steilen Böschungen gab es zwei Möglichkeiten. Entweder in der Mitte auf dem Schlamm zu laufen oder am Rand auf dem plattgetretenen Gras. Beides war mit meinen normalen Laufschuhen ohne nennenswertes Profil mehr als rutschig.
Zweite Lektion: Die Schuhe machen einen größeren Unterschied als ich vermutet habe. Vor dem nächsten Rennen werde ich mir entsprechendes Schuhwerk zulegen.
Gemeinsam sind wir stark
Ebenfalls hat mich der Tire Flip überrascht. Im Boxverein habe ich schon häufig einen LKW-Reifen hochgehoben und umgeworfen. Das war bisher nie ein Problem. Beim Spartan Race hingegen bekam ich es mit einem ausgewachsenen Traktor-Reifen zu tun, der um einiges schwerer ist. Darüberhinaus lag der Reifen so flach auf dem Boden, dass ich nicht mit den Fingern darunter kam und somit keinen festen Griff hatte. Glücklicherweise war einer der anderen über 500 Leute aus meinem Team zur Stelle. Wir hatten an dem Tag das größte Team und das zweitgrößte Team, dass es jemals gegeben hat. Selbst zu zweit war es eine große Herausforderung aber nach ein paar Anläufen haben wir es geschafft. Der Trick war den Abstand unserer Hände zueinander zu verringern, sodass wir beide den Reifen ungefähr an der gleichen Stelle angehoben haben.
Dritte Lektion: Im Team hat man deutlich bessere Chancen einige Hindernisse zu überwinden. Den Hercules Hoist hätte ich alleine eventuell auch nicht bewältigt. Vor allem nicht weil das Seil durch den Matsch extrem rutschig geworden ist.
Alles Kopfsache
Ein Hindernis, dass ich nicht bewältigt habe ist der Atlas Carry. Hierbei geht es darum eine riesige 50Kg Steinkugel (Für Mädels gibt es eine leichtere Version) einige Meter um eine Fahne herum zu tragen. Mir war bewusst, dass dies eine Herausforderung für mich werden würde. Insofern habe ich Monate im Voraus dafür im Fitnessstudio trainiert. Ich habe mich von einer 16Kg Kettlebell bis hin zur größten Kurzhantel im Studio hochgearbeitet. Diese 40Kg Kurzhantel habe ich 3 mal über die komplette Trainingsfläche getragen. Das war schon sehr schwer und die Steinkugel wiegt 10Kg mehr und ist unhandlicher als eine Kurzhantel. Am Tag des Rennens habe ich mehrmals vergeblich versucht die Steinkugel anzuheben bevor ich schlussendlich aufgab. Einige Tage später schaute ich mir die Fotos des Rennens an und stellte mit erstaunen fest, dass mehrere Leute aus unserem Team dieses Hindernis bewältigt haben obwohl sie teilweise deutlich weniger trainiert waren als ich.
Vierte Lektion: “Alles Kopfsache” wie einer meiner Boxtrainer völlig richtig sagt. Beim nächsten Mal schaffe ich es.
Zu wieviel Prozent ist das was Du tust Kopfsache? Diese Frage stellte ich hunderten Olympischen Athleten und professionellen PGA Tour Golfern. Alle antworteten, dass ihre Leistung zu mindestens 90% mental begründet ist.
Von Lanny Bassham aus dem Buch “With Winning in Mind” (Englisch)
Ein Spaß für jung und alt
Was mich wirklich beeindruckt hat war, dass einige Leute aus unserem Team nicht die idealen Athleten waren, denen man zutrauen würde ein Spartan Race durchzustehen. Einige von ihnen waren stark übergewichtig, im gesetzteren Alter (Der älteste Spartaner war 81 Jahre alt!) oder durch Krankheiten eingeschränkt. Trotzdem haben sie den Mut bewiesen zur Startlinie zu gehen und, was für mich viel erstaunlicher ist, sie haben es bis ins Ziel geschafft. Daher sind sie für mich die wahren Sieger, selbst wenn sie unter den letzten waren, die im Ziel eingelaufen sind.
Fünfte Lektion: Man muß weder Athlet noch Supersportler sein um ein Spartan Rennen beenden zu können.
Team “Habit Academy”
Am 26. September 2020 werde ich spätestens mein nächstes Spartan Rennen in Berlin laufen. Es handelt sich um ein “Sprint” Rennen. Dazu habe ich das Team “Habit Academy” gegründet. Wenn auch Du Interesse hast ein Teil unseres Teams zu werden, dann schreib mich an. Keine Sorge, jeder kann es schaffen. Keiner wird zurückgelassen. Beim ersten Mal kommt es nicht auf die Zeit an sondern nur darauf das Ziel zu erreichen.
Ich habe mir zum Ziel gesetzt 100 Millionen Menschen von ihrer Couch zu ziehen, damit sie anfangen können zu leben statt lediglich passive Beobachter des Lebens anderer zu sein.
Joe De Sena, Gründer des Spartan Race, aus seinem Buch “The Spartan Way” (Englisch)
Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen